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Wie Du mit Selbsthypnose Deine Misophonie selbst behandeln kannst

Elizabeth Moore Erickson bei der Selbsthypnose. Quelle: Screenshot YouTube
Reagierst Du total wütend, aggressiv oder mit Ekel auf Kaugeräusche, Schluckgeräusche und Atemgeräusche.

Wie Dir Selbsthypnose helfen kann, Deine Misophonie hinter Dir zu lassen, leiser werden zu lassen, bis zu dem Moment, an dem sie dich überhaupt nicht mehr stört, weil Du gelernt hast, dass es auch anders geht, dass Du dich anders Verhalten kannst.


Hast Du bereits Erfahrungen mit Selbsthypnose oder Hypnose im Allgemeinen? 

Auch dann findest Du hier vielleicht eine neue Anregung und Ideen. Du hast noch keinerlei Erfahrungen mit Hypnose? Dann viel Spaß beim Lesen und ausprobieren.

Zunächst eine klitzekleine Einführung in Hypnose:
wir sind alle jeden Tag mehrfach in Trance, in Hypnose.

Vielleicht kennst Du das? Du fährst bei Tage mit dem Auto los, irgendwohin und die Fahrt dauert vielleicht etwas länger, vielleicht bis in die Abendstunden, bis in die Dunkelheit hinein.

Während Du bei Tage fährst, siehst Du die Umgebung außerhalb Deines Autos an Dir vorbeiziehen, die Farben, die Unterschiede in der Helligkeit, den ganzen Schattierungen und Tönen …

Im Innenraum siehst Du die Farben des Innenraums, das Cockpit Deines Autos, die Tachonadel und guckst durch die Scheibe nach außen. Du spürst den Sitz unter Dir, kannst die Pedale unter Deinen Füßen wahrnehmen und die Geräusche im Innenraum, all die ganzen Töne wahrnehmen und auch die Außengeräusche der Straße. 
Jeder Belag macht andere Geräusche und die verändern sich. Manchmal zischt es, manchmal rauscht es. Mal ist es ein ganz kurzes Geräusch und manchmal ein längeres, fast monotones …

Du fährst in die Dämmerung und die Eindrücke von außen verändern sich, die Geräusche verändern sich 
und Vibrationen bleiben während Deine Gedanken … gleiten, ziehen, treiben…

Das kannst Du dir vorstellen, das kennst Du und das ist schon eine Trance- eine Art der Hypnoseerfahrung.

Gut gemacht.

Weil Du das schon so gut kennst, kannst Du mit einer Einleitung zur Selbsthypnose weitermachen, die Betty Erickson, eigentlich Elizabeth  Moore- Erickson, Ehefrau und Partnerin von Dr. Milton Erickson entwickelt hat.

Schon 1935 hat sie Experimentalpsychologie studiert und wurde Forschungsassistentin von Dr. Milton Erickson. Sie war Autorin und Mitautorin von diversen Fachartikeln über Hypnose und war viele Jahre lang Redakteurin und Mitherausgeberin des American Journal of Clinical Hypnosis.


Diese Methode ist sehr einfach und elegant und hilft Dir, dich schnell in einen anderen Zustand zu versetzen. Wie bei allen anderen Übungen und Methoden auch, wirst Du mit dem üben immer besser und besser, bis Du es ganz einfach zu jeder Zeit und an jedem Ort ganz einfach und wie von selbst - oder ganz von selbst durchführen kannst.

So, dass Du ganz einfach und schnell Deine Bewusstseinszustände und Deine Aufmerksamkeit ändern kannst.

Das ist übrigens immer eine prima Erfahrung, nicht nur bei Misophonie;-)

Dazu übst Du am besten an einem Ort, an dem Du ungestört bist.

Die Einleitung oder auch die Induktion zu Deiner Selbsthypnose ist der erste Teil dieser Übung.
Im zweiten Teil kommt dann die eigentliche „Arbeit“. 
Wobei Dir natürlich auch schon das Üben der Selbsthypnose, das Üben von Änderungen in und mit Deiner Wahrnehmung, erstaunliche Veränderungen ermöglichen wird. 

Bei dieser Selbsthypnose geht es darum, dass Du deine Wahrnehmungssysteme nutzt.
Du hast verschiedene Wahrnehmungssysteme, mit denen Du deine Umwelt wahrnimmst, sie repräsentierst. Deswegen werden diese auch Repräsentationssysteme genannt. 
Dazu kannst Du dir am Ende der Seite noch ein PDF herunterladen, wenn Du diese näher erkunden möchtest.

Du nimmst wahr: visuell, auditiv, kinästhetisch und gustatorisch und olfaktorisch - kurz VAK(OG)
Milton Erickson ging davon aus, dass wir im Wesentlichen die ersten drei benutzen, deswegen sind die anderen in Klammern.

Um nun die Selbsthypnose zu üben, setzt oder legst Du dich am besten irgendwohin, wo Du es bequem hast und ungestört bist.

Dann wählst Du zunächst etwas aus, was Du sehen kannst (visuell) und sagst Dir selbst drei Sätze zu dem, was Du siehst. Also: Ich sehe. …

Dann wechselst Du zu dem, was Du hören kannst (auditiv) und sagst Dir drei Sätze zu dem, was Du hörst. Also: Ich höre. …

Dann wechselst Du zu dem, was Du spüren kannst, und sagst Dir dazu auch drei Sätze.
Also: Ich spüre.….

Danach wiederholst Du das Ganze und sagst zu allem noch zwei Sätze zu jedem der drei Sinneskanäle und in der dritten Runde sagst Du dir zu jedem der Sinne nur noch einen Satz.

Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob Du diese Sätze laut oder in Deinen Gedanken sprichst.
Du kannst das einfach ausprobieren, was besser zu Dir passt und wählst dann das aus, was Dir liegt. … 

Wichtig ist, dass du dabei einfach konzentriert bist und weiter gleichmäßig atmest und zunächst bewusst Deine Wahrnehmung auf die verschiedenen Sinne richtest, bis es ein unbewusster Prozess geworden ist.

Du öffnest anfangs die Augen, wenn es um die visuellen Eindrücke geht. Durch das Öffnen und Schließen Deiner Augen kannst Du deine Selbsthypnose so ganz entspannt vertiefen, wenn Du das möchtest.
Sobald Du das wie von allein kannst, kannst Du auch dabei Deiner Fantasie freien Lauf lassen und vielleicht in eine schöne Erinnerung reisen. An Deinen schönsten Urlaubsort und dann mit von Anfang an geschlossenen Augen in die Selbsthypnose gehen. 

Und vermutlich wirst Du feststellen, dass Du, je öfter Du das geübt haben wirst, Du immer weniger Anleitung dazu benötigst. Es wird einen Zeitpunkt geben, zu dem Du Dir nur noch vorstellen brauchst, jetzt in die Hypnose zu gehen, und dann wird das auch genauso passieren. 

Lass Dich einfach überraschen und bleibe neugierig.

Übrigens ist auch die Reihenfolge egal. Du kannst das so durchgehen, wie es für Dich passend ist. 

Tipp bei Misophonie: 
Wenn Du Misophoniker bist, ist es gut, mit dem Hörsinn zu beginnen. So kannst Du schon mit der Übung der Selbsthypnose üben, auch andere Geräusche wahrnehmen. Auch wenn Du die Geräusche nimmst, die Dich zunächst noch stören, wirst Du bemerken, wie spannend es ist, diese Geräusche als Einladung zur Entspannung zu nehmen.

Ein Beispiel: Ich höre das Atmen meines Partners, ich höre das Schlucken meines Partners, ich höre das vorbeifahrende Auto…

Du kannst deinem Unbewussten am Anfang der Selbsthypnose die Instruktion geben, dass Du diese für eine bestimmte Zeit durchführen möchtest, und so wird die Selbsthypnose zu genau dem richtigen Zeitpunkt beendet sein.
Du kannst Dir zum Ende auch laut oder in Gedanken einen Satz sagen wie: 1, 2, 3, die Hypnose ist vorbei.

Du darfst Dir und Deinem Unbewussten vertrauen. Es ist noch niemand in Hypnose stecken geblieben. 
Wenn Du das am Abend, in Deinem Bett übst, ist das „schlimmste“ was passieren kann, dass Du einfach ganz entspannt einschläfst … 

Da kann folgender Satz hilfreich sein: „… und morgen wache ich zu genau der richtigen Zeit, nach einem gesunden und tiefen Schlaf, zu genau der richtigen Uhrzeit erholt, wach, frisch und ausgeruht auf …“

Wenn Du Misophoniker bist und unter Misophonie leidest, kann eine Möglichkeit für die Entstehung Deiner Misophonie sein, dass es einen Zeitpunkt in Deinem Leben gegeben hat, zudem etwas in Dir das für die beste Wahlmöglichkeit gehalten hat. Der Zweck, den Deine Misophonie hatte, ist jetzt allerdings nicht mehr da. Nur noch die Misophonie. Das bedeutet, dass sie, weil Du jetzt andere Möglichkeiten hast, in dem Maße gehen darf, indem Du ein neues Verhalten entwickeln haben wirst.

Auch wenn Du keine Misophonie hast, kann Dir die folgende Übung ganz ausgezeichnet und wirkungsvoll helfen in bestimmten Situation so zu reagieren, Dich so zu verhalten, wie Du es lieber tun möchtest.

Nun zur Übung, die für Dich extrem nützlich ist, weil Du bestimmt jemanden kennst, ein Vorbild hast, das sich in Situationen schon so verhält, wie Du es gerne möchtest. Dabei ist es ganz unwichtig ob es eine lebende, eine reale Person ist oder ein Held aus einem Buch oder einem Film. Einfach jemand, der oder die sich genauso verhält, wie Du es gerne möchtest.


Diese Übung funktioniert natürlich auch ohne eine Selbsthypnose. In Selbsthypnose funktioniert sie meiner Erfahrung nach lediglich noch besser.


Stell’ Dir doch mal vor, Du beobachtest Dich wie Du dir dein Vorbild, zum Beispiel in einen Film ansiehst. 
Was genau tut es in genau der Situation, die Dich bisher noch zur Weißglut gebracht hat? 
Wie verhält sich die Person? Dein Vorbild?
Was hört sie so, wie Du es gerne hören möchtest? 
Wie ist die Körperhaltung? 
Was sagt Dein Vorbild, wenn es etwas sagt? 
Wie entspannt sind die Gesichtszüge Deines Vorbildes?
Wie genau sieht es aus? Mimik? Gestik? 
Was spürt Dein Rollenvorbild? 
Welche Gefühle hat es? 

All die Sinne, mit denen Du die Einleitung in die Hypnose geübt hast, kannst Du hier genau durchgehen. 
Was fühlt, empfindet und spürt Dein Vorbild in dieser Situation und wieso kann es sich so Verhalten, wie Du dich gerne verhalten möchtest? So sein, wie Du gerne sein möchtest? Was sieht es und vielleicht hat es auch einen Geschmack auf der Zunge? Was hört es? Und was noch?
Woran merkst Du ganz genau, dass Dein Vorbild das tut, was Du gerne tun möchtest?
Was ist das Wesentliche?

Du kannst den Film an für bedeutenden Stellen auch langsamer werden lassen, sodass Du alle kleinen Feinheiten ganz genau studieren kannst. Wenn es für Dich wichtige Stellen gibt, kannst Du den Film an diesen Stellen auch anhalten und sie so noch genauer beobachten und Dir alles, was für Dich wichtig ist einprägen und merken. Das brauchst Du nicht bewusst zu tun, Dein Unbewusstes weiß was zu tun ist.

Im nächsten Schritt übernimmst Du in diesem Film die Rolle Deines Vorbildes. Du bleibst im Zuschauerraum des Kinos oder in Deinem Fernsehsessel und Du siehst dir einfach „von außen" während Du in dem Film bist zu. 
Das bedeutet, dass Du dich von außen siehst, während Du in dem Film so handelst wie Dein Vorbild. Du kannst alles, was für Dich an neuen Erkenntnissen, nützlichen und wertvollen neuen Erfahrungen entstanden ist, einfach mal ausprobieren.

Auch da kannst Du, mit all den neuen Fähigkeiten, mit all den gesammelten Erfahrungen und Erlebnissen, den Film an wichtigen Stellen langsamer werden lassen, farbiger werden lassen, den Film anhalten um Dich mit den neuen Verhaltensweisen genau zu beobachten und zu genießen oder auch um nachzujustieren. Ganz wie es für Dich richtig und stimmig ist. Sodass es sich gut anhört, gut anfühlt, gut aussieht.

Im nächsten Schritt tauschst Du die Rolle mit Dir. 
Raus aus dem Zuschauerraum ins Erleben. All die neue und positive Energie, all der neue Schwung und die guten neuen Ideen bleiben in dem Film und jetzt bist Du selbst der Hauptdarsteller. Mit all den neuen Erkenntnissen, Fähigkeiten, dem neuen Verhalten.

Lasse nun den Film mit Dir als Hauptdarsteller nochmals von Anfang an ablaufen. 

Was passt für Dich schon optimal? Was hört sich schon perfekt an? Wo sind noch Stellen, an denen noch etwas geändert und angepasst werden soll? 
Das ist wie eine echte Szene an einem Filmset. Da klappt es manchmal beim ersten Take und manchmal passt mit dem Ton oder der Beleuchtung oder den Dialogen etwas nicht.

All das kannst Du verändern bis Du genau den für Dich perfekten Film im Kasten hast.

Du kannst solange vom Zuschauerraum in den Film und wieder zurückspringen, wie es nötig für Dich ist. Einfach solange bis es ein perfekter Film geworden ist.

Sobald Du den für dich perfekten Film hast, kannst Du dir eine Situation in Deiner Zukunft vorstellen. Eine reale Situation, von der Du weißt, dass du bislang noch nicht alle Fähigkeiten hattest, um so zu reagieren, wie es Dir jetzt möglich ist. Erlebe auch diese Situation mit allen Sinnen, erlebe wie gut Du deine neuen und nützlichen Verhaltensweisen anwendest und wie einfach diese Situation ist, weil Du jetzt damit so umgehen kannst, wie Du es Dir gewünscht hast.


Wie bei jedem Film gibt es am Ende der Drehzeit eine Party mit allen Beteiligten. Wenn Du möchtest, kannst Du dir ein Ritual einfallen lassen, mit dem Du all das feierst und festigst. Das Unbewusste liebt Belohnungen und Rituale und so integrierst Du das neue Verhalten.


Hier noch mal die einzelnen Schritte

  • Du benennst eine Situation und Dein Wunschverhalten
  • Du suchst Dir das beste Vorbild aus
  • Du überprüfst von außen das Verhalten, die Rolle Deines Vorbildes. Bis es passt
  • Du bist in der Rolle Deines Vorbildes
  • Du erlebst die zukünftige Situation
  • Du zelebrierst ein kleines Ritual und integrierst so das Wunschverhalten.








Ich wünsche Dir ganz viel Spaß bei Deinem Filmdreh und viel Erfolg.

Bei Fragen kannst Du mir gerne eine Mail schicken. Hier findest Du mein Kontaktformular

Wenn Du jemanden kennst, für den das interessant sein kann, leite den Artikel gerne weiter.


Das war die zweite Übung mit Misophonie entspannt umzugehen den ersten Teil findest Du hier



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Hier findest Du ein YouTube Video mit Elizabeth und Milton Erickson
Hier findest Du weitere Informationen zu Elizabeth Moore-Erickson
Hier weitere Infos zu Misophonie
Lade Dir hier das PDF zu den Repräsentationssystemen herunter

Apr. 21, 2020

Susanna Pursche • Apr. 21, 2020
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