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Portraitaufnahme von Milton Erickson in Purpur. Er schaut in die Kamera und die Hämde sind locker auf einen Stock  gelegt

Die Kunst des Milton Erickson

Milton Erickson - der Meister der Hypnose

Dr. Milton Erickson, geboren am 5. Dezember 1901 in Aurum, Nevada; gestorben am 25. März 1980 in Phoenix, Arizona.

Erickson war ein amerikanischer Psychiater, der maßgeblich die moderne Hypnosetherapie prägte, wenn nicht gar begründete. 


Milton Erickson, der Meister, der Trickser, wurde in der Schule wegen seiner Legasthenie „Dictionary“ genannt. Man sagt, dass er immer wieder das Wörterbuch las. Von vorne bis hinten und wieder von vorn. Er lernte, seine Legasthenie zu überwinden, indem er die Buchstaben und Worte visualisierte. 

Milton Erickson erkrankte kurz vor seinem Abschluss an der Highschool so schwer an Kinderlähmung, dass seine Familie befürchtete, er würde die Krankheit nicht überleben. 
In den Monaten der Bewegungsunfähigkeit lernte er die Menschen in seiner Umgebung zu lesen. Er schulte akribisch und gründlich seine Wahrnehmung und experimentierte neugierig und spielerisch damit. 

"Es gibt Dinge, die Du weisst, ohne zu wissen, dass Du sie weisst"

Später erkrankte er so schwer, dass der hinzugezogene Arzt davon ausging, dass er die Nacht nicht überleben würde. 
Der junge Milton soll seine Mutter gebeten haben, einen Spiegel so aufzustellen, dass es noch einmal einen Sonnenaufgang sehen könne. 
Es sollten noch viele folgen. 

Durch diese starken Anstrengungen und die Erfolge, die Milton Erickson damit erzielen konnte, war sein nächster sehnlichster Wunsch, dass er wieder bewegungsfähig werden würde. In einem Schaukelstuhl fixiert sitzend soll er winzige Bewegungen erzeugt haben, bis sich der Schaukelstuhl leicht vom Fleck bewegte. Erickson arbeitet hart mit der Kraft seiner Gedanken und durch diese ideomotorischen Erlebnisse gestärkt, trainierte er weiter. Stundenlang habe er seine Hände angestarrt und sich daran erinnert, wie es sich angefühlt hatte, mit den Händen zu arbeiten. Durch seine enorme Vorstellungskraft, durch sein Imaginationsvermögen gelang ihm das schier Unmögliche. Nach einem Jahr konnte er an Krücken wieder gehen und ging zur Uni. Er studierte Psychologie und Medizin 

"Das Leben wird Dir von selbst Schmerz bringen, Deine Verantwortung ist es Freude zu schaffen"

Bereits in seinem zweiten Studienjahr beschäftigte sich Milton Erickson mit der Kraft der Hypnose.
Die Hypnose, die Sigmund Freud als wirkungslos abgetan hatte, erlebte dank Milton Ericksons Werk eine Renaissance. Im Gegensatz zu der Annahme von Freud, dass im Unbewussten dunkle Triebe schlummern, es ein Hort von Ängsten sei, ging Erickson vom klugen Unbewussten, der unerschöpflichen Kraftquelle der Kreativität und Selbstheilung aus. Anders als die Hypnotiseure zu dieser Zeit, die mit Pendeln oder Fixation der Augen oder anderen dominanten Herangehensweisen mit passiven Patienten arbeiteten, wollte Erickson in der hypnotischen Trance den Menschen Ihre Fähigkeiten und Begabungen wieder bewusst machen. Überraschungen, Verwirrungen und verblüffende Fragen. Im Gespräch mit Erickson stellte sich häufig, durch die besondere Form seiner Sprache, spontan eine Trance bei seinen Patienten ein.

Die Gründer des NLP, John Grinder und Richard Bandler arbeiteten eine Zeit eng mit Milton Erickson zusammen und schafften es, seine Sprachmuster so zu extrahieren, das daraus das „Milton Modell der Sprache“ entstanden ist. 
Das NLP besteht zu etwa 95% aus der Hypnotherapie nach Erickson.
Das Milton-Modell ist ein bewusst unklares und vages Sprachmodell, weil es unbewusste Ressourcen und Assoziationen im Klienten oder Patienten wecken kann. 
Im Milton Modell finden die Klienten die fehlenden Informationen in sich selbst und können so mit den unbewussten Fähigkeiten in Kontakt treten und Lösungen aus sich heraus kreieren und gestalten
Ein bewusst sehr unspezifischer Gebrauch von Sprache kann einen Zustand der Trance einleiten und auch aufrechterhalten.

Erickson arbeitet mit Fragen, Wortspielen, Geschichten und Humor. Zugewandt und mit großer Beobachtungsgabe nutzt er alles, was sein Gegenüber ihm anbietet, um einen gewünschten Zustand zu erreichen. 

Er gab seinen Klienten recht häufig absurde Aufgaben auf, die diese dann auszuführen hatten. All das tat er mit einer sehr charmanten Beiläufigkeit, die extrem stark wirkte. Häufig sollten seine Schüler und Patienten auf den Squaw- Peak steigen. Ein Berg vor den Toren von Ericksons Heimatort in Arizona. 
Es geht um das Unterbrechen von alten Mustern und Sammeln von neuen und stärkenden Erfahrungen. 

Erickson nutzte seine massiven Einschränkungen, um zu lernen, als Experiment und als Selbsterfahrung. 
Trotz dieser starken gesundheitlichen Einschränkungen, die er sein Leben lang hatte, lehrte und arbeitete Milton Erickson bis eine Woche vor seinem Tod.

Milton Erickson war ein außergewöhnlicher Mensch und Arzt und Lehrer. Ein Magier. Seine Geschichte zeigt, dass es möglich ist, trotz widriger Umstände großes zu erreichen. Seine Herangehensweisen und sein respektvoller Umgang mit Klienten bilden bis heute die Grundlage der modernen Hypnosetherapie.

Milton Erickson starb im Kreise seiner großen Familie und guten Freunden.


Die Arbeit von Milton Erickson zeigt, dass das Zeitalter der dominanten und übergriffigen Hypnotiseure lange vorbei ist. Es geht um Kooperation und das Stärken von unbewussten Kompetenzen, das Zurückerlangen von verborgenen Fähigkeiten, die in jedem Menschen schlummern. Problematiken werden zu Lösungen. Und es geht um zugewandten und stärkenden Humor und das finde ich ganz wundervoll. 

"Die reichsten und vollsten Leben versuchen ein inneres Gleichgewicht zwischen drei Bereichen zu erreichen: 
Arbeit, Liebe und Spiel"


Apr. 27, 2024

Susanna Pursche • Apr. 27, 2024
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