Metaphern – oder Sprache als Transportgefäß für hinkende Vergleiche
Empfänger einer Botschaft bestimmen deren Inhalt und nicht die Sender. Das eine uralte Regel aus der Kommunikationspsychologie.
Zu Metaphern und der enormen Wirkung von Metaphern werde ich wirklich nicht müde zu schreiben.
Und wieder einmal: Was ist, wenn eine Metapher nicht passt?
In meiner Hypnose-Praxis arbeite ich in und mit Metaphern.
Metaphern wirken systemisch. Ändert sich die Metapher, ändert sich das System.
Metaphern wirken beziehungsgestaltend. Ändert sich die Metapher, ändert sich das System, ändert sich die Beziehung in den Systemen und in den Systemen untereinander.
Verschiedene Seiten innerhalb eines Menschen und im Außen. Gerade wieder ganz besonders aktuell, weil ich eine Art Nonpology der Meisterklasse von Dr. Markus Söder gesehen habe.
Zur Erinnerung, Markus Söder sagte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Ohne Auto, Maschinenbau und Chemie ist Deutschland eine Dame ohne Unterleib.
In einer Fernsehsendung rechtfertigte er sich und bot eine Art unverschämte Entschuldigung an. Also eine Entschuldigung, die eigentlich gar keine ist. Eine Nonpology.
Auf die Bemerkung einer Schülerin, die ihn darauf aufmerksam machte, dass das ein sexistisches und frauenfeindliches Bild vermittelt, erwiderte er, das sei eine sehr alte deutsche Metapher und wenn sie, die Schülerin, diese Metapher nicht verstünde, so würde es ihm leidtun und er würde sich dann dafür entschuldigen, dass es Menschen verletzt haben könnte.
Das ist in der gesamten Struktur eines um Verzeihung Bitten so dermaßen unanständig.
Aber gut, das ist Söder. Oder das isst Söder.
Die Metapher einer Frau ohne Unterleib kannte ich nicht. Und ich bin biodeutsch. Ich kenne aber sehr wohl Zeiten, zu denen Menschen zur Belustigung anderer Menschen in Käfigen ausgestellt haben. Die Geschichten von Menschen wie John Merrick, von bärtigen Frauen, von Kleinwüchsigen.
Das ist abgesehen von dem Sexismus auch etwas, das diese Metapher vermittelt.
Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass wir hier weiter sind.
Wenn ich mit Metaphern in meiner Hypnosepraxis arbeite, lerne ich von meinen Klienten täglich dazu. Nämlich, dass es wichtig ist, die ganz eigenen Metaphern und Bilder aus sich zu entwickeln und der Entwicklung Raum und Zeit zu geben.
Es kommt vor, dass ich mir während der Arbeit in der Hypnose denke: „Hui, da habe ich eine schöne Metapher kreiert, die wird bestimmt eine fabelhafte Wirkung bei diesem wundervollen Menschen erzeugen.“
Und mindestens so häufig darf ich erleben, wie diese Metapher an meinen KlientInnen einfach so abperlt. Wie Wasser an einer Ente - um hier mal eine schöne Metapher zu verwenden.
Dafür kommen sie in der nächsten Sitzung mit etwas, was sie ganz besonders beeindruckt hat. Weil an dieser oder jener Stelle etwas Großartiges gesagt hätte.
Auf mein sehr interessiertes Nachfragen, was denn das gewesen sei, weil ich selbstverständlich auch von Lob und lieben Worten lebe, kommt irgendetwas, an das ich mich gar nicht erinnern kann, es gesagt zu haben. Manchmal erwähne ich vorsichtig, dass das so gar nicht nach mir klingt.
Wichtig ist, dass das, was die Menschen heraushören, für sie ganz individuell, hilfreich und nützlich gewesen ist. Menschen erzeugen ihre eigenen Wahrnehmungen und erschaffen so ihre ganz eigenen Welten. Und in diesen Welten wirkt es dann. Und zwar in alle Richtungen.
Durch Schichten bis ganz tief auf den Grund, wo es eine Wirkung entfaltet und wo es wächst. Aus sich selbst heraus.
Allein der Begriff Metapher ist eine Metapher
Die Amphore, ein antikes Gefäß mit zwei Henkeln ist selbst ein schönes Bild, wenn es um Metaphern geht.
Das griechische Wort metaphorá bedeutet „Übertragung“. Aus derselben Wurzel stammt auch der Begriff Amphore. So wie die Amphore etwas aufnimmt und von einem Ort zum anderen trägt, so überträgt auch die Metapher Inhalte in einen neuen Zusammenhang. Sie ist ein Gefäß, das Bedeutung transportiert und dabei oft etwas Neues entstehen lässt.
Die Benennung des Unbewussten ist eine Metapher.
Der Begriff der Hypnose ist eine Metapher.
Da habe ich mich gefühlt wie hypnotisiert. Mit hypnotisierendem Blick. Das fühlte sich hypnotisch an. Alles Metaphern, die eine Empfindung beschreiben, eine Wahrnehmung, eine Wahrgebung.
Das Magenband ist eine Metapher. Der hypnotische Magenballon ist eine Metapher. Das innere Kind ist eine Metapher.
Wir leben in Metaphern.
Und es macht es nicht einen riesigen Unterschied, ob ich lese, in einer Höhle in der Erde, da lebt ein Hobbit.
Oder, wie ich neulich hörte: in einem Loch im Boden, da lebt ein Hobbit.
Es fühlt sich unterschiedlich an, oder? Es werden aus dem Unbewussten heraus sehr schnell Bilder erzeugt, die wirken.
Gefühle tauchen auf. Eine Art innerer Bewegungsrichtung zu irgendwas hin. Von etwas weg.
Wir dürfen also ganz genau Acht geben, wie wir unsere Metaphern nutzen, weil sie wirken.
Söder hat Rechtswissenschaften studiert und in der Unternehmenskommunikation gearbeitet. Er sollte das wissen.
Susanna Pursche Hypnose in Hamburg