Gefährliches Halbwissen oder perfide Lügenstrategie von TiKTok Influencern?
Aus der Rubrik „Da geht mir echt die Hutschnur hoch“:
Der Guardian
hat 100 Mental-Health-Videos auf TikTok analysieren lassen. Professionell.
Das erschreckende Ergebnis: 52 von 100 dieser Videos enthalten falsche Informationen.
Das ist mehr als die Hälfte.
Was dort als allgemeingültiger Ratschlag in hippen und flotten Videos dargeboten wird, hat oft nicht mehr Substanz als ein Kalenderspruch. Vom Vorjahreskalender.
Ich habe neulich ein Reel gesehen, nicht auf TikTok, sondern auf Instagram. Von einem der berühmt und langsam echt auch berüchtigten deutschen Anbieter auf dem Psychomarkt.
Seine Botschaft: Eine Minute Reel statt 10 Jahre Therapie.
Was kam? Kalenderweisheiten. Mehr nicht. Für mich wirklich vollkommen kurios, dass die Kommentare überwiegend positiv, ja fast wie beseelt waren, so als hätte er einen wahrhaft dollen und bravourös „Mindblowing“ Beitrag verfasst. Nüschte. Aber auch das ist bekannt, diese merkwürdige, fast schon toxische Positivität.
▶Dazu empfehle ich das kurzweilige Buch "Nicht noch ein Coaching-Buch!"von Charlotte Raven.
Im Bericht des Guardian geht es vor allem darum, dass therapeutische Sprache falsch verwendet wird, nicht überprüfbare Methoden propagiert werden und alles auf anekdotischer Evidenz basiert.
Wenn ich mit Klienten in der Praxis arbeite, selbst beim Infogespräch und ich erzähle etwas aus meiner Erfahrung in der Arbeit mit Menschen, erwähne ich jedes Mal, wenn es Erlebnisse aus meiner Hypnosepraxis sind, dass es sich um rein anekdotische Evidenz handelt. Also persönliche Geschichten, die ich in der Praxis erlebe und beobachte, die nicht auf systematische Messungen und Experimenten beruhen, weil ich in meiner Hypnosepraxis nicht an und mit Hypnose wissenschaftlich forsche. Ich bin da mehr die Praktikerin ☺️
▶Apropos Hypnose und Wissenschaft: Wissenschaftlich forscht Dr. Barbara Schmidt an Hypnose. Wer mag, kann bei ihr die neuesten Studien zu Hypnose finden.
Zurück zum Bericht des Guardian. Das Gefährliche an den Inhalten der Influencer:
Es findet eine Pathologisierung ganz normaler menschlicher Emotionen statt.
Und durch die schwammige, unpräzise Verwendung psychologischer Begriffe entsteht Verwirrung darüber, was wirklich eine psychische Erkrankung ist oder ob es nicht einfach ein schlechter Tag ist. Oder Traurigkeit. Menschen erleben Umwelten und Emotionen. Da braucht es zunächst nichts, was daran nicht in Ordnung wäre.
Hinzu kommt die pauschalisierende Botschaft:
Wenn ich es geschafft habe, schaffst du das auch.
Solche Aussagen können nicht stimmen, weil Menschen eben keine Copy-Paste-Wesen sind. Sie sind einzigartig. So wie ihre ganz eigenen Geschichten auch.
Diese Videos kennst Du bestimmt.
Oberflächlich, banal, „kalendersprüchlich“. Und trotzdem so hoch emotionalisierend.
Und sie sind erfolgreich.
Deswegen hier mein Transparenzhinweis:
Manchmal, ganz ehrlich, klingt auch bei mir eine Saite an, die nicht fassen kann, mit wie viel Banalität ein an den Followerzahlen gemessen erfolgreicher Kanal aus im Grunde bloß Käse wächst. Da schlägt mein Neidherz kurz sehr pochend zu, wenn ich sehe, dass Banalpropheten mit flachen Botschaften Tausende Follower haben.
Trotzdem:
Hier bleibt es transparent.
Und es gibt keine shady Tipps. Ehrenwort!
Hier gibt es stattdessen einen guten Tipp: Glaube nicht alles, was scheinbar erfolgreiche Influencer zu mentaler Gesundheit behaupten, weil über 50 Prozent Quatschkram plappern. Mit Musik und Anlauf
Vielen Dank fürs Lesen und Verfolgen und da sein 🥰
Und bei Fragen bleibt wie immer: Einfach Fragen fragen
Susanna Pursche Hypnose in Hamburg